Dieser Ironman war der härteste der bisherigen Ironman. So extrem heiss und trocken wie heuer war es noch nie. Mir wurde wieder eindrucksvoll bewiesen, dass ich alles andere als ein Hitzeathlet bin. Aber ich habe mich durchgekämpft, die Zähne zusammengebissen und den Ironman erfolgreich beendet!
Ich habe mit meiner Frau einige wunderschöne Tage in Kärnten, in Pörtschach verbracht. Das Wetter war, zumindest für diejenigen, die einen Badeurlaub geplant hatten, wunderbar. Temperaturen knapp an die 40°C, fast kein Wind, blauer Himmel, Sonnenschein pur, und dazu kommt noch ein extrem warmer Wörthersee. Was will man mehr, wenn man nicht unbedingt einen Ironman auf seiner Aktivitätenliste stehen hat?
Am Freitag am Abend fand die Pastaparty statt. Wie immer ganz toll diese Party. Pasta, Kaiserschmarrn, dazu Unterhaltung. Der ideale Auftakt für den Ironman. Der Samstag ist für mich dann der stressigste Tag. Am Morgen nochmals ein paar Züge schwimmen, danach geht es mit dem Rad von Pörtschach nach Klagenfurt zur Wettkampfbesprechung und wieder retour. Dann folgt noch ein kurzes aber etwas schnelleres Läufchen von nicht mal 10 Minuten um den Körper aufzuwecken. Und schon ist die Zeit gekommen um wieder nach Klagenfurt zu fahren und einzuchecken. Das ist dann der Zeitpunkt wo es so richtig losgeht. Zu diesem Zeitpunkt ist die positive Anspannung das erste mal richtig zu spüren. Die Wege werden genau studiert um nach dem Schwimmen bzw. nach dem Radfahren wieder zurückzufinden, um seine Wechselsäcke zu finden und um nicht planlos in der riesigen Wechselzone herumzuirren. Nach dem Einchecken steht bei mir immer nochmals eine kurze Shoppingtour durch die Expo auf dem Plan, da heisst es, die dicke Geldbörse mitnehmen ;-).
Das härteste an einem Ironmanwochenende ist für mich die Nacht vor dem Ironman, also in diesem Fall von Samstag auf Sonntag. An schlafen ist in dieser Nacht fast nicht zu denken, und genau so war es auch heuer, ich habe sehr, sehr schlecht geschlafen. Mit den Gedanken ist man schon beim Ironman...
Am Sonntag war um 3:45 Tagwache. Den Wecker brauchte ich bisher und auch heuer noch nie, ich war immer schon ohne Wecker um diese Zeit munter. Schnell schön machen, die bereits vor der Hotelzimmertür bereitgestellten Sachen schnappen, und ab geht es nach Klagenfurt, wo ich meist einer der ersten um diese Zeit bin. Ich habe dadurch keinen Stress, freie Parkplatzwahl, kann in Ruhe frühstücken und entspannende Musik hören.
Um 5:00 ging es dann los Richtung Wechselzone. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen, die Reifen werden aufgepumpt, die Verpflegung wird am Rad deponiert, die Schuhe werden in die Pedale eingeklippst, die Laufschuhe werden ins Laufsackerl reingegeben, alle Wege werden nochmals genau inspiziert um danach nicht in der Wechselzone verloren zu gehen.
Und dann geht es eigentlich richtig los. Obwohl meist noch genügend Zeit bis zum Start zur Verfügung steht, wird diese Zeit immer zu kurz. Das Sackerl mit der Bekleidung, die man nach der Zielankunft benötigt, ist abzugeben, ein WC wo nicht soooo viele Athleten stehen ist zu suchen, aufwärmen, einschwimmen... Und da sind wir schon bei einem besonderen Punkt heuer: der Wörthersee war extrem warm, daher hat sich der Veranstalter entschieden, dass heuer erstmals in der Geschichte des Ironman Austria OHNE Neopren geschwommen wird. Obwohl es ein riesengroßer Schock war als das bei der Wettkampfbesprechung bekanntgegeben wurde, habe ich größten Respekt vor dieser Entscheidung des Veranstalters! Und es war meiner Meinung nach die richtige Entscheidung, dazu etwas später mehr. Natürlich hat der Veranstalter auf Grund der Wettervorhersage gewusst, dass die Zeit von Marino aus dem Vorjahr nicht zu knacken sein wird, und tat sich auch deswegen leicht, ein Neoprenverbot auszusprechen.
Jetzt zum tatsächlichen Rennverlauf:
Beim Schwimmen bin ich heuer wirklich ganz rechts gestanden, in einem Rudel Argentinier. Aber es war recht amüsant mit den Argentiniern, die Wartezeit bis zum Start (ca. eine halbe Stunde) ist sehr schnell vergangen. Auch heuer gab es wieder einen Mix aus Land- und Wasserstart. Wir mussten an Land warten, bis wir knapp vor dem tatsächlichen Start ins Wasser durften. Eigentlich hätten wir dann einige Meter bis zu einer gewissen Linie nach vor schwimmen dürfen und dort warten müssen, jedoch hat das bisher noch nie geklappt. Warum hätte das dann heuer klappen sollen ;-) ? Wir wurden ins Wasser gelassen und die, die ganz vorne gestanden sind, sind sofort losgeschwommen. Und somit war der Ironman eröffnet. Die ersten ca 200m entlang des Stegs war es recht eng, jedoch nach dem Steg konnte ich sofort ganz an den rechten Rand schwimmen und hatte freie Bahn. So angenehm wie heuer ist das Schwimmen noch nie verlaufen (für mich), es gab absolut keine Schlägereien, ich konnte mein Tempo dahinschwimmen. Die ganze Zeit bin ich ganz rechts geschwommen und hatte meine Ruhe. Jedoch beim Retourschwimmen war diese Position ein Nachteil. Man schwimmt gegen die tiefstehende Sonne und sieht NICHTS. Daher heisst es den anderen nachschwimmen, egal ob die Richtung stimmt oder nicht, denn den Eingang zum Lendkanal sieht man nicht. Tja, heuer hat die Richtung nicht gestimmt, wir sind meiner Meinung nach einen grossen Umweg geschwommen. Nach 1:16:07 bzw. 3,8km hatte ich endlich wieder festen Boden unter den Beinen und es ging in die Wechselzone. Hier möchte ich nochmals auf die Entscheidung, ohne Neo zu schwimmen, zurückkommen. Es ist schon ein Schock, wenn der Veranstalter bekanntgibt, dass Neoverbot gilt. Jedoch im Training wird auch die meiste Zeit ohne Neo geschwommen, daher sollten die 3,8km kein Problem darstellen. Ich persönlich muss sagen, es war vollkommen ok, denn mir war beim Schwimmen schon heiss, und mit Neo wäre es unerträglich geworden. Daher war die Entscheidung vollkommen richtig!
Für den Wechsel auf das Rad habe ich 4:35 benötigt. Da der Weg vom Schwimmausstieg bis zum Radaufstieg seeeeehr lang ist, ist das eine recht gute Zeit. Die Wechselzone ist in Klagenfurt auf Grund der hohen Teilnehmerzahl sehr groß, dementsprechend lang sind auch die Wege die beim Wechsel zu absolvieren sind.
Voll motiviert ging es auf die Radstrecke. Ich habe mich am Anfang super gefühlt, vor allem auch deswegen, da ich gesehen habe, dass noch sehr viele Räder in der Wechselzone gestanden sind als ich die Wechselzone verlassen habe. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich für heuer wegen der extremen Temperaturen keinen Plan bez. des Tempos hatte. Ich bin die erste Runde in einem gefühlsmässig angenehmen Tempo gefahren und habe für die 90km 2:37 benötigt. Jedoch wie bei jedem Ironman war nach ca. 125km die Luft draussen und es wurde ein Kampf. Heuer war es auch wegen der Hitze sehr schwer, meine Fusssohlen brannten! Ich habe ab diesem Zeitpunkt sehr zurückschalten müssen, da ja noch die Kleinigkeit in Form eines Marathons auf dem Programm stand. Ab km 160 haben die Fusssohlen schon so gebrannt, dass ich mir laufend Wasser in die Schuhe leeren musste um die Sohlen etwas zu kühlen. Die letzten Radkilometer waren sehr, sehr hart und ich war total überhitzt. Für die zweite Runde habe ich knapp über 3 Stunden benötigt, womit ich überhaupt nicht zufrieden bin. Da hätte viel mehr drinnen sein müssen. Das Problem das ich am Rad bei einem Wettkampf habe ist, dass ich keine feste Nahrung zu mir nehmen kann. Im lockeren Tempo ist es kein Problem, da kann ich essen was ich will. Jedoch im Renntempo bringe ich keinen Bissen runter. Und nur die Isogetränke alleine sind zu wenig. Hier muss ich noch lernen.
Beim Wechsel vom Rad auf die Laufstrecke habe ich mich entschieden, dass ich nicht aus den Radschuhe rausschlüpfe und barfuss durch die lange Wechselzone laufe, sondern dass ich mit den Radschuhen durch die Wechselzone laufe. Diese Entscheidung war nicht mal so schlecht, denn der Asphalt war verdammt heiss. Andererseits eine so lange Strecke mit Radschuhen zu laufen ist auch nicht angenehm, aber immer noch besser als Brandblasen auf den doch schon sehr lädierten Sohlen zu haben. Der Wechsel dauerte heuer extrem lange bei mir, nämlich 12:04. Der Grund war dass ich mich im Wechselzelt hinsetzen und warten musste, bis ich etwas abgekühlt war. Ich war total überhitzt und ich fühlte mich nicht in der Lage, auch nur einen Meter zu laufen. Daher habe ich mich entschlossen, mich hinzusetzen, eincremen, trinken, abkühlen, in aller Ruhe auf den Marathon vorbereiten. Da ich heuer keine Ziele hatte (wegen der Temperaturen), war es mir egal, wie lange ich beim Wechsel benötige.
Nachdem der Körper endlich etwas abgekühlt war begab ich mich auf den Marathon. Der erste Kilometer hat aber soooo wehgetan, das war ein Wahnsinn. Dazu kam noch, dass die erste Labestation erst nach ca. 2km aufgestellt war und wir daher lange warten mussten, bis wir etwas kühles zum Trinken und Schwämme mit kühlen Wasser zum Abkühlen bekommen haben. Ab dem 2. km ging es dann schön dahin und ich konnte eine Menge anderer Athleten, die mich im Wechselzelt bzw. auf den letzten Radkilometern überholt hatten, überholen. Ich bin die ersten 29km in jeweils 5:45-6:00 pro km gelaufen. Für diese hochsommerlichen Temperaturen nicht so schlecht. Bei km 29 dann das Drama: ich bin kurz stehengeblieben um mir ein Gel zu nehmen. Da meine Hände jedoch nass waren, habe ich das Gel nicht aufgebracht. Ich bin aber anscheinend genau an der Stelle gestanden, wo der Mann mit dem Vorschlaghammer gestanden ist, und ich denke, ich bin ihm im Weg gestanden, denn er hat mich voll getroffen mit seinem Riesenhammer. Als ich das Gel offen hatte und weiterlaufen wollte ging nichts mehr! Ich konnte keinen Schritt mehr laufen! Das war ein Sch...gefühl. Ich bin dann einige Meter gegangen bis ich endlich wieder langsam zu laufen beginnen konnte. Jedoch konnte ich die restlichen 13km nur mehr in einer Zeit zwischen 6:15 und 6:30 pro km laufen. Dazu kam noch, dass ich sehr aufpassen musste um keine Krämpfe zu bekommen. Dieser Marathon hat heuer verdammt weh getan! Aber umso schöner war dann der Zieleinlauf.
Im Zielkanal haben mich noch einige Athleten überholt, aber das war mir egal. Ich wollte diesen Zieleinlauf nochmals so richtig geniessen, die positive Energie aufnehmen. Dieses Gefühl muss man einmal erlebt haben, wenn man nach extrem harten 226km endlich ins Ziel kommt, und dort warten soviele Leute, die einem zujubeln, obwohl die einen nicht kennen. Das ist ein Wahnsinn und man kann das nur sehr schwer beschreiben. Das ist der Moment wo man weiss, warum man so lange trainiert, all die Strapazen und Entbehrungen auf sich nimmt. Das ist ganz einfach nur geil!
Für den Marathon habe ich 4:23 benötigt, gesamt habe ich 11:36:04 benötigt. Das ist die schlechteste Ironmanzeit die ich jemals hatte, jedoch auf Grund der extrem harten Bedingungen bin ich auf meine Leistung stolz. Für mich war es heuer nur wichtig ins Ziel zu kommen, was bei diesen Temperaturen nicht selbstverständlich ist. Ich habe es geschafft und ein stolzer 5facher Ironman!!!!
Ein ganz grosses Lob an die vielen Helfer! Ich habe im nachhinein gehört, dass doch einige der freiwilligen Helfer wegen der hohen Temperaturen abgesprungen sind, was ich sehr schade finde. Jedoch diejenigen, die uns unterstützt haben, waren super. Ohne die Helfer entlang der Strecke wäre es nicht möglich gewesen einen Ironman zu beenden. Auch die Zuseher entlang der Strecke, die uns mit den Wasserschläuchen abgekühlt hatten waren super, jede Abkühlung war an diesem Sonntag willkommen und erwünscht!
Mir hat es heuer wieder sehr gut gefallen im Triathlonmekka, in Klagenfurt. Es ist das schönste Triathlonwochenende im Jahr, auf das ich mich das ganze Jahr über freue. Klagenfurt ist super, toll organisiert, und muss man als Triathlet einmal erlebt haben!
Hier nochmals die Zeiten:
3,8km Schwimmen: 1:16:07
Wechsel 1: 4:35
180km Rad: 5:40:12
Wechsel 2: 12:04
42km Lauf: 4:23:04
Gesamt: 11:36:04
Markus!
Blick auf den Wörthersee von der Terrasse unserer Frühstückspension |
Hallo Markus,
AntwortenLöschen"hats up", eine wahnsinns Leistung, und das nun schon zum 5. Mal !!
Ist schon krass, wenn man(n) eine solche Tortur als das "schönste Triathlonwochenende im Jahr" bezeichnet.
Ich wünsche Dir eine schnelle Regeneration, freue mich auf Deine nächsten Berichte, und wenn Du mal einen Wettkampf in oder in der Nähe von München machen möchtest, sag Bescheid, wir haben Platz.
Viele Grüße
Frank
www.trackmyrun.de
Das ist ja DAS Wochenende worauf man 8 bis 9 Monate lang hinarbeitet. Und nur alleine der Zieleinlauf ist es wert all die Qualen auf sich zu nehmen. Heuer kam noch hinzu, dass Chrissie Wellington entlang der Strecke gestanden ist und nicht nur ihren Freund (Rob Lowe) angefeuert hat, sondern, soviel ich mitbekommen habe, alle Athleten angefeuert hat. Und wenn man diese Freude von Chrissie Wellington gesehen hat, wie sie als Zuseherin mitgefiebert hat, das gibt zusätzlich Motivation.
AntwortenLöschenVielen Dank für euer Angebot, vielleicht werde ich mal darauf zurückkommen! Weiterhin viel Spass beim Lesen,
Markus!
Hi!
AntwortenLöschenDu schreibst hier:
Das Problem das ich am Rad bei einem Wettkampf habe ist, dass ich keine feste Nahrung zu mir nehmen kann. Im lockeren Tempo ist es kein Problem, da kann ich essen was ich will. Jedoch im Renntempo bringe ich keinen Bissen runter. Und nur die Isogetränke alleine sind zu wenig. Hier muss ich noch lernen.
Was mir geholfen hat ist Maltodextrin.
Google mal unter Natalies Maltokonzept
bzw. hier ein Link
http://www.ollanner-radteam.de/PDF-Dateien/malto-rezept.pdf
Vielen Dank für den Link!
AntwortenLöschenAuf jeden Fall wert mal auszuprobieren. Danke sehr!