Immer wieder lese ich in den diversen Foren die
Frage nach einem Trainer für Triathleten, ob man als Triathlet einen Trainer
benötigt, oder ob ein sogenannter Plan von der Stange auch gut ist, wer einen
Trainer empfehlen kann usw.
Meine Meinung und Erfahrung zum Thema Triathlon
und Trainer
Ich habe vor mehr als 16 Jahren mit Triathlon
spezifischem Training begonnen, davor war ich sehr lange hauptsächlich
läuferisch aktiv. Im Jahr 2007 nahm ich ohne einem speziellen Trainingsplan und
ohne Trainer an meinem ersten Triathlon, einer Kurzdistanz, teil, welchen ich
in ca. 3 Stunden absolviert habe. Dieser Triathlon war für mich eine Probe, ob
mir diese Sportart gefallen könnte und ich weitermachen will. Das Jahr darauf
(2008) nahm ich gleich an einer Mitteldistanz und ein paar Wochen danach an
einer Langdistanz teil, trainiert habe ich dafür nach einem Trainingsplan aus dem
Internet. Die Mitteldistanz, damals Ironman 70.3 St. Pölten absolvierte ich in 5:41
und den Ironman Austria in 11:31.
Unmittelbar nach diesem ersten Ironman im Jahr
2008 habe ich mir einen Trainer gesucht und in Form von Gerhard Brandl
gefunden. 2 Jahre lang habe ich mich von Gerhard trainieren lassen und vieles
dabei gelernt, und natürlich bin ich auch schneller geworden. Vorrangiges Ziel
war jedoch für mich, dass ich lerne, diese anstrengende und intensive Sportart
so auszuüben, dass ich auch nach vielen Jahren noch in der Lage sein werde,
Triathlon auszuüben, und mich nicht durch irgendwelche unbewusste Fehler schwer
zu verletzen. Gerhard hat mir da sehr geholfen, aber wäre es auch ohne Gerhards
Hilfe gegangen?
Seit Ende 2010 erstelle ich meine Trainingspläne
selbst, basierend auf den Plänen von Gerhard und auf Plänen vom Internet,
jedoch in abgewandelter, auf mich passende Form. Vor einigen Jahren habe ich
dann nochmals den Versuch mit einem Trainer unternommen, nämlich mit go!-coach.
Recht günstig, geworben wird mit individuellen Trainingsplänen. Allerdings handelt
es sich dabei um Pläne, erstellt von einer Software, wo man jedoch selbst
angeben kann, wie oft/viel man trainieren kann/will. Definitiv nichts für
unerfahrene Triathleten.
So, eine lange Einleitung.
Nun dazu, was ich mir denke, ob man für Triathlon
einen Trainer benötigt oder nicht. Diese Frage lässt sich leider nicht sofort mit
ja oder nein beantworten, denn es kommt darauf an… Ich weiß, ich hasse es auch,
wenn jemand sagt, es kommt darauf an.
Was will man erreichen, an welchem Wettbewerb will
man teilnehmen? Will man um Siege mitkämpfen, oder ganz einfach nur Spaß an der
Sportausübung haben? Was hat man bisher gemacht, welche Voraussetzungen hat
man, aber auch das Alter spielt eine Rolle, und vieles mehr. Sehr viele
Faktoren sind entscheidend, und eigentlich kann man nicht wirklich pauschal
sagen, man benötigt einen Trainer oder nicht, das muss mit jeder Person einzeln
besprochen werden.
Generell würde ich sagen: Für eine Sprintdistanz
(ca. 750m schwimmen, 20km Rad fahren, 5km laufen) benötigt man keinen Trainer,
außer man plant, bei Sprintdistanzen um den Sieg mitzukämpfen. Geht es nur um
das finishen, kann man das ohne Trainer, ohne Trainingsplan und ohne spezieller
Ausrüstung machen. Ganz einfach reinschnuppern und genießen, jedoch sollte man
schon in der Lage sein, 5km laufen zu können, denn sonst wird es keinen Spaß
machen.
Man könnte das auch auf für die Kurzdistanz (ca.
1,5km schwimmen, 40km Rad fahren, 10km laufen) so sagen, allerdings ist diese
Distanz schon etwas anstrengender, weil man 40km Rad fahren und 10km laufen
muss. Hier bedarf es schon alleine für den 10km Lauf etwas Trainingsaufwand.
Die 1,5km schwimmen kann man auch im Brustschwimmen zurücklegen.
Ab der Mitteldistanz würde ich auf jeden Fall
einen Trainingsplan empfehlen, weil man gerade als Triathlon Einsteiger meist
nicht weiß, was man in welcher Quantität und Intensität trainieren soll.
Das war jetzt in wenigen Sätzen, ob man einen
Trainingsplan benötigt oder nicht. Selbstverständlich kann man auch eine
Mittel- und Langdistanz ohne Trainingsplan absolvieren, allerdings würde man
sich dann unnötig quälen. Aber benötigt man einen Trainer? Diese Frage ist noch
immer offen.
Wie schon zuvor geschrieben, will man an der
Spitze mitmischen, dann definitiv ja, außer man ist schon so erfahren, dann vielleicht
nicht mehr. Jedoch stellt sich für diese Sportler dann eh nicht die Frage, ob
sie einen Trainer benötigen oder nicht. Um an der Spitze mitzumischen, macht es
fast immer Sinn, einen Trainer zu haben, denn der sieht Dinge, die einem selbst
nicht auffallen. Schreibt man sich die Pläne selbst, kommt irgendwann der Schlendrian,
und mit größter Wahrscheinlichkeit kommt auch die Stagnation, man wird nicht
mehr schneller/besser.
Will man Triathlon nur mal ausprobieren, dann
würde ich sagen, spart euch das Geld für den Trainer, geht unvoreingenommen in
den Wettbewerb und lasst es auf euch zukommen. Danach kann man weiterüberlegen.
Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass man von
der Sprint- bis zur Langdistanz alles ohne Trainer schaffen kann, und dennoch
langfristig Triathlon betreiben kann. Jedoch würde ich Trainingspläne empfehlen.
Von denen gibt es genügend im Internet zu finden, und so schlecht, wie sie
immer von einigen dargestellt werden, sind diese Pläne nicht. Auch ich habe
meine erste Langdistanz mit so einem kostenlosen Trainingsplan beendet, und das
nicht mal so schlecht. Man wird Lehrgeld bezahlen müssen, in Form von
Nichterfolgen, aber bei kostenlosen Produkten, wie den meisten Trainingsplänen
im Internet oder Zeitschriften, kann das vorkommen. Man darf dann nicht stur nach
den Plänen trainieren, sondern muss den Mut haben, diese Pläne als Vorlage
anzusehen, als einen Rahmen, und dass man selbst Änderungen vornehmen kann, und
sich somit diese Pläne selbst individualisiert.
Als sehr guten Ersatz für einen Trainer sehe ich
auch die Triathlon Vereine an. Man kann sich im Verein mit den anderen
Mitgliedern austauschen und von diesen oft auch Unterstützung erhalten. Und man
kann im Verein seine Fragen stellen, die dann hoffentlich auch kompetent
beantwortet wird.
Ich habe versucht mich kurz zu fassen, was aber
bei diesem Thema fast nicht möglich ist. Wie schon oben geschrieben, man müsste
sich das von Fall zu Fall ansehen, ob man einen Trainer benötigt oder nicht.
Daher ist es auch wichtig, bevor man sich in die Obhut eines Trainers begibt,
dass man ein ausführliches Gespräch mit dem Trainer führt, wo abgeklärt wird,
was man erreichen will, wie die Voraussetzungen aussehen, und der Trainer auch
ehrlich sagt, ob das gesetzte Ziel erreichbar sein kann.
Aber generell, für Hobbysportler, für Triathleten,
die nur das Ziel haben, einen Triathlon, egal ob Sprint- oder Langdistanz, zu
beenden, würde ich sagen, dass es nicht notwendig ist, einen Trainer zu haben. Man
kann diese Ziele durchaus mit einem kostenlosen Trainingsplan erreichen, jedoch
hat man dann nicht das „Susi Sorglos Paket“. Ich bin kein Triathlon Trainer, ich
schreibe hier nur aus der Sicht von jemanden, der schon lange Triathlon
betreibt und einiges erlebt hat, daher die etwas längere Einleitung. Ich kann
mit meiner Sicht natürlich auch komplett daneben liegen, daher ist es sinnvoll
und ratsam, sich zu diesem sehr oft diskutierten Thema im Vorfeld die Sichten
von mehreren Seiten einzuholen.